1. Dezember 2012

Kein MOOC ohne Show? Open Education zwischen Effekten und Effekthascherei

Heute las ich einen nachdenklichen Blog Post von Amsellen mit dem etwas verstörenden Titel "BildungsErektion" gelesen, in dem er kritisch hinterfragt, ob projektbasiertes Lernen im Internet nicht teilweise zu einer effekthascherischen Show ohne Nachhaltigkeit wird.

Vor allem der aktuelle Hype um Massive Open Online Courses (MOOCs) lässt einen in dieser Hinsicht aufmerken. Zu Recht hat Daniel Spielmann ein Argument in der Diskussion über MOOCs auf der Campus Innovation aufgegriffen und getwittert:
Für mich stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, wieviel Öffentlichkeit - die ja mit dem propagierten Ideal von "Openness" einhergeht, dem Lernen wirklich gut tut. Natürlich gibt es jede Menge positiver Effekte durch öffentliche Lerntagebücher und kollaborativ erstellte Lernergebnisse - aber eben auch Efekthascherei, welche nichts mit Lernen im Sinne von Schaffung von Bewusstsein zu tun hat. (Darüber lohnt es sich sicherlich, auch noch einmal ausführlicher nachzudenken - nicht zuletzt, weil Open Education zurzeit vielerorts als eine Art Allheilmittel gepriesen wird. Dass es jedoch womöglich so einiges zu lernen gibt, womit man sich in keinem fall öffentlich - und schon gar nicht mitten im Prozess - zeigen möchte, dürfen wir nicht vergessen. Als ich mit meinem Freund über die Idee eines MOOCs für mündige Arbeitnehmer (Arbeitsrechtsfragen, Verhandlungsstrategien mit Vorgesetzten, betriebsratsarbeit usw.) sprach, verließ uns der Mut, die TeilnehmerInnen in die Öffentlichkeit zu "zwingen"...)

Doch hier soll es zunächst einmal um etwas anderes gehen - zurück zur Frage, ob wir vor lauter Effekthascherei (Wer hat den Größten ...... MOOC?) nicht etwa die Lern-Effekte übersehen.

Ansellem bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt:
"Wir müssen / sollten besonders in diesem Bereich acht darauf geben, dass unmittelbare Handlungsmöglichkeiten und konkrete Anwendungsoptionen aus dem Lerngegenstand heraus entwickelt werden, sonst laufen wir Gefahr, dass sich die Realität unter der Bildungsintervention herduckt und uns enteilt." (ebd.)
Diesen Satz schreibe ich allen MOOC-MacherInnen gern ins Pflichtenheft... Und versuche hier auch gleichmal das Projekthaftige in meinem eigenen MOOC-Vorhaben kenntlich zu machen:

Wenn wir am 22. Februar 2013 den letzten Tag unseres fünfwöchigen MOOC-Maker Courses #MMC13 hinter uns gebracht haben, dann werden wir, so unser Ziel,
  1. ein Netzwerk begründet bzw. bestärkt haben, in dem sich auch zukünftig in Deutschland, Österreich und der Schweiz Menschen über dieses Lern-Lehr-Format austauschen,
  2. ein Wiki an den Start gebracht und in seiner Basissubstanz gefüllt haben, dass Interessierten zukünftig als Orientierungshilfe für das Konzipieren, Planen und Durchführen von offenen Online-Kursen dient,
  3. vielen Menschen eine aktive Rolle im Rahmen des MOOC ermöglicht haben, so dass unterschiedlichste Lernerfahrungen möglich sind.
Und eines muss ich an dieser Stelle mal betonen: An der Initiierung und Durchführung dieses Projektes #MMC13 lernen Heinz, Monika und ich sooooooo viel - das ist durch nichts zu ersetzen. :-) Learning by doing im besten Sinne...

***

10. Oktober 2012

1. Live-Event beim #CFHE12 mit Jeff Selingo


Soeben ging die erste Live-Online-Event beim MOOC "Current/Future State of Higher Education" zu Ende - ein zwanzigminütiger Powerpoint-Vortrag von Jeff Selingo (@jselingo / Podcast / Chronicle-Artikel) über die fünf umwälzlerischen Kräfte, die seiner Einschätzung nach Higher Education für immer verändern werden. Und das sind:


Die größte revolutionäre Kraft steckt laut Selingo in den Fragen nach der Wertigkeit, die seitens der Studierenden immer lauter werden:


Erschreckend sind diese Umfrageergebnisse, nach denen Selbstbild (College Präsidenten) und Fremdbild (Studierende) erheblich auseinandergehen, was den Gegenwert angeht, den Studierende für ihre Studiengebühren bekommen...

Andererseits fand ich persönlich es auch ganz schön befremdlich zu begreifen, wie sehr es in den USA Gang und Gäbe ist, sich das College danach auszusuchen, wie viel Geld man mit dem Abschluss in der freien Wirtschaft verdienen kann...





Ticken wir in Deutschland auch so...?

Soweit meine ersten roughen Notizen und ein paar Screenshots aus der Präsentation ganz auf die Schnelle. UPDATE: Und hier gehts zur: Aufzeichnung der Session...


***

Schnell noch ein paar Gedanken auf der Meta-Ebene:

Der Live-Vortrag wurde via GotoWebinar realisiert, eine Software, die ich mir vorab auf meinem Rechner installieren musste. Dafür war eine Voranmeldung notwendig, spontanes Reinschalten wurde damit erschwert. Nach Auskunft der Veranstalterin waren wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung 128 Teilnehmer/innen eingeloggt.


Das Tool, dass Ihr hier im Screenshot seht, war der begleitende Chat, wobei die Fragen und Kommentare moderiert wurden, sprich immer erst zusammen mit der Antwort der Chatbetreuerin freigeschaltet wurden. Etliche inhaltliche Fragen blieben am Ende der Veranstaltung also unsichtbar, weil darauf nicht mehr geantwortet werden konnte - schade...

Getwittert wurde übrigens zeitgleich nur von sehr wenigen - mein Eindruck ist, dass viele #CFHE12-Teilnehmer/innen Twitter gar nicht nutzen...

Soweit auch hierzu auf die Schnelle... Gute Nacht! (Ich bin ja schon froh, dass ich trotz der enormen Zeitverschiebung an den Live-Events teilnehmen kann!)






9. Oktober 2012

Meine MOOC-Pläne (Teil 1) - #CFHE12

Gestern (8. Oktober) startete der neueste cMOOC von Georg Siemens "Current/Future State of Higher Education". Gleichzeitig rollt eine MOOC-Welle aus Nordamerika über die Welt hinweg, von der sich Aberzigtausende mitreißen lassen - so auch ich: Auch ich habe mich also zusätzlich zum #CFHE12 bei Kursen auf Coursera.org und Venture-Lab.org angemeldet, die in Kürze starten, unter anderem für "Designing a New Learning Environment" (Start: 15. Oktober) - beides Angebote im xMOOC-Stil der Stanford University.

Ich möchte an diesen beiden MOOCs aktiv teilnehmen und setze mir dafür folgende Lernziele:

1) Aktive (produktive) Teilnahme durch Produktion, Vernetzung, Kollaboration: 

Dafür werde ich allerdings vor allem Beiträge in deutscher Sprache produzieren, weil mich das Schreiben auf Englisch dreimal so viel Zeit kosten würde. Pro MOOC werde ich mir 4 Stunden pro Woche Lernzeit freischaufeln - das mach also einen kompletten Lerntag zusätzlich. Für den Venture-Lab-MOOC ist das übrigens auch genau der in der Vorankündigung angegebene vorgesehene Workload pro Woche. Und weil ich vorrangig auf deutsch teilnehme, werde ich mir für beide Kurse eine deutschsprachige Lerngruppe suchen. Für den #CFHE12 lässt sich das auch schon ganz gut an, per Twitter haben , @ljurk und@TFTUSer ihr Interesse signalisiert. Und letzterer hat auch schon den ersten MOOC-Beitrag gebloggt und dabei ein wenig über eine MOOC-Uni visioniert (was mich ein bsschen an die Open Content Academy von Karl-Heinz Pape und mir erinnert... :-) )

2) Beobachtungen auf Meta-Ebene zum Kurs-Design:

Was mich neben den konkreten Kurs-Inhalten interessiert, ist, wie die Macher das Kursdesign eines MOOC konkret umsetzen:
  • Welche Tools und Formate setzen sie ein? Und wie unterstützen diese die gewünschten didaktischen Effekte wie Produktion, Networking und Kollaboration? So integriert Georg Siemens erstmals ein Diskussion-Forum via desire2learn.com - und hatte damit am ersten Tag so seine Schwierigkeiten, weil der automatische LogIn der über seine Website angemeldeten Teilnehmer/innen nicht richtig funktionierte... Darauf hin twitterte ein Teilnehmer frech-provozierend: "The future of learning is tech support"
  • In welchen Rollen integrieren sie Experten/innen auf Gastgeber-Seite? Kommen außer in den etablierten Live-Events beim cMOOC #CFHE12 noch andere Experten/innen zu Wort bzw. engagieren sich im Laufe des Kurses? (Ich denke da an das patenmodell von Johannes Moskaliuk in seinem Open Course opwl11.)
  • Ist eine Differenz zwischen cMOOC und xMOOC in der Kursrealität erlebbar? Also: Wie stark sind Kursinhalte und Lernziele vorgegeben und wie sehr wird auf Connectivistische Eemente gesetzt?
Soweit mein aktuelles LernVorhaben... Was ich darüber hinaus in punkto MOOC plane, wird heute hier noch nicht verraten...

26. September 2012

The relevance of social media for distance learning (Skript and Folien)

*

Vollständiges Transkript und die Folien

meines Vortrag auf der EADL Conference 2012


Dear collegues from all over Europe,
I am very pleased to take part at my second EADL Conference – my first one was the one in Paris, 2006. I am very thankfull for this invitation and for having the chance to discuss my ideas and my questions about social media and distance learning with you.
So first of all: Why me? In the run-up of this event I tried to list up my references fort his topic:

24. September 2012

Facebook als Lernplattform? Ein Colleg in Wales macht es vor...

*

Warum das E-Learning von heute Social Lerning ist und weshalb Anbieter von Präsenzfortbildungen damit ganz entspannt umgehen...


Ein Colleg in Nord-Wales (Coleg Harlech WEA) hat es jetzt also getan: Facebook als "hybrid learning system" genutzt, als - alleinige!! - Lernplattform für einen Fernkurs (Quelle). 

So so.

Während so manche Fern(hoch)schule zurzeit mit ansehen muss, wie ihre Teilnehmer/innen sich lieber auf Facebook vernetzen und zu Kursinhalten austauschen, statt die institutionell bereitgestellte Lernplattform dafür zu nutzen, investiert das Coleg Harlech WEA - das eigentlich übrigens auf Präsenzfortbildungen spezialisiert ist - gar nicht erst in eine eigene Software-Lösung, um seinen Fernkurs für Digitale Fotografie umzusetzen.

Für den Kurs wurde einfach eine Facebook-Gruppe gegründet, die nach dem Beitritt aller Teilnehmer/innen geschlossen wurde, so dass man verlässlich unter sich war.

Das Feedback der Teilnehmer/innen war wohl überwältigend positiv - und die Argumente dafür liegen auf der Hand (und werden in dem Beitrag auf der Colleg-Website auch ganz klar benannt):
  1. Nahezu jeder ist heute auf Facebook so zu Hause, dass er sich mit den wichtisten Funktionen auskennt, sprich niemand muss sich bei diesem Kursdesign die Mühe machen, eine andere Plattform kennen zu lernen. 
  2. Facebook ist eine sehr interaktive Plattform und lässt ein starkes Gruppengefühl entstehen: Wer aus dem Kurs ein neues Foto hochlädt, bekommt sofort Feedback von anderen Kursteilnehmern/innen.
Nich ganz ohne Stolz verkündet Chris Headleand, lecturer in creative technologies am Coleg Harlech WEA, “We think the course was potentially the first of its kind in the world, from the research I have done no one seems to have delivered a course through Facebook.” (s.o.)

Ich wüsste das nicht zu widerlegen.

Natürlich könnte ich jetzt auch die ganzen Schwächen und Risiken aufzählen, die mit der Nutzung von Facebook als Lernplattform verbunden sind - und damit meine ich noch gar nicht mal nur datenschutzrechtliche Fragen... Eine Einschränkung formuliert Chris Headleand auch selbst: “Facebook cannot take the place of traditional distance learning methods for longer types of courses, but for the shorter courses we are looking at it would be great." (s.o.) Ob es wirklich von der Kurslänge oder der Komplexität des Kurses abhängt, ob eine Facebook-Gruppe geeignet ist, sei dahin gestellt.

Was Chris Headleand und das Coleg Harlech WEA vernsachlässigen, ist, dass eine Lernplattform einer Fern(hoch)schule in der Regel mehr kann als den Austausch der Teilnehmer/innen untereinander und mit den Lehrenden zu ermöglichen. Doch an diesem einen Punkt ist Facebook zurzeit mit Sicherheit unschlagbar - und Fern(hoch)schulen haben jetzt die Wahl, ob sie ...
  • das schlichtweg anerkennen und damit ganz entspannt umgehen,
  • sich möglichst schnell möglichst viel von Facebook abgucken, was die  erfolgreichen interaktiven Elemente angeht (also in die eigene Plattform investieren)
  • oder einfach mal den Mut haben, zusätzlich zur eigenen Plattform mit Facebook - oder auch anderen Social Media - zu experimentieren.
Ich glaube, dass Facebook & Co die Erwartungshaltung der Teilnehmer/innen an institutionelle Lernplattformen verändert haben.

E-Learning ist heute Social Learning. Und diesmal sind nicht die Anbieter diejenigen, die die Kunden überzeugen müssen, dass sie so lernen wollen, sondern die Kunden zwingen die Anbieter, auf ihre Mediennutzungsgewohnheiten Rücksicht zu nehmen.

Spannende Zeiten!

10. Februar 2012

Vergleich der Horizon Reports 2005 bis 2012

*

 Im Vorfeld des Open Course
"Trends im E-Teaching – der Horizon Report unter der Lupe"


Der nächste Open Course (in bewährter Manier von studiumdigitale der Goethe-Uni Frankfurt und Jochen Robes (Weiterbildungsblog.de) organisiert, diesmal mit erweitertem Veranstalterkreis) startet am 16. April 2012 - jetzt sogar mit der Möglichkeit, eine Teilnahmebescheinigung zu erhalten, auch wenn man nicht an der Uni eingeschrieben ist.

Erklärtes Ziel des Kurses mit dem Titel "Trends im E-Teaching – der Horizon Report unter der Lupe" ist es, "heute ermittelte technologische Trends in ihrer Wirkung für den Bildungsbereich auf den Prüfstand zu stellen." (siehe opco12.de)

Da bietet es sich doch an, vor dem Start mal einen Blick auf die vergangenen Prognosen zu werfen: